Kosmos Vatersdorf
Der Reiterhof in Vatersdorf wird 1429 erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit tragen nicht die Familien, sondern die Häuser Namen. Wer auf einen Hof heiratet, erhält den Namen des Hofes. Über Jahrhunderte lebt die Reiter-Familie so auf dem Reiterhof. 1867 heiratet Johann Buchner Elisabeth, die Tochter des Reiterbauern. An dieser Stelle beginnt die Geschichte, die wir hier erzählen wollen.
Johann und Elisabeth eröffnen auf dem Reiterhof 1870 ein Gasthaus mit Tanzsaal. Zudem betreiben sie eine Landwirtschaft mit 250 Tagwerk Boden – heute wären das rund 85 Hektar – und ein Dampfsägewerk. Wie überall im ländlichen Raum, wo es Lehmvorkommen gibt, brennen viele Bauern in der Gegend ihre Ziegel für den Eigenbedarf selbst. Die Buchners legen 1888 mit dem Bau des ersten Ringofens den Grundstock für eines der bedeutendsten Ziegelwerke Deutschlands.
1896 stirbt Johann Buchner, der als Bürgermeister 21 Jahre lang die Entwicklung der Gemeinde vorantrieb, an einem Herzinfarkt. Zwei Monate später brennt der Reiterhof ab. Seiner Witwe Katharina gelingt das schier Unglaubliche, als sie noch im selben Jahr alles wiederaufbaut. Das Stammhaus in Vatersdorf hat sich aus dieser Zeit in seiner Anlage nahezu unverändert erhalten.
Landwirtschaft, Gastwirtschaft und Ziegelei
Postkarte, 1913
Katharina Buchner (*1864) mit Mitarbeitern ihrer Ökonomie vor dem Reiterhof, in dem sich heute Ziegeleiverwaltung und Geschichtsboden befinden. Rund 30 Mitarbeiter waren in der Landwirtschaft tätig.Reiterhof mit Ziegelei in Vatersdorf, 1957 Katharina Buchner mit Preisbullen Edelsohn, 1930
Auf dem Reiterhof wurden Rinder gezüchtet. 1948 gab es dort einen Zuchtbullen, 46 Kühe, 93 Kälber und Jungvieh, 25 Pferde, zwei Eber, 146 Schweine, einen Schafbock und 556 Stück Federvieh.
1917 heiratet Katharina, die einzige Tochter der Buchners, Kastulus Leipfinger, Gastwirt aus Wartenberg und seinerzeit der jüngste Posthalter Deutschlands. Landwirtschaft, Ziegelei und Sägewerk werden um Pferdezucht und eine Jagd erweitert. Die Eheleute haben wieder eine einzige Tochter, ebenfalls Katharina genannt, die 1938 Franz Bader, einen studierten Landwirt aus Schwaben heiratet. Aus dieser Ehe gehen fünf Söhne und eine Tochter hervor.
Katharina und Franz Bader widmen sich der Zucht von Rindern und Schweinen und haben damit in ganz Deutschland Erfolg. Das Gasthaus ist zu dieser Zeit als geschätzte Institution weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt und zieht auch prominente Gäste an. Der populäre Schauspieler Heinz Rühmann kommt in den 1950er Jahren regelmäßig nach Vatersdorf – und reagiert sehr ungehalten, wenn er erkannt und angesprochen wird!
Die Witwe des Bürgermeisters, ihre Tochter, die Leipfinger heiratete, sowie die Enkelin, Frau von Franz Bader, teilen sich nicht nur den schönen Namen Katharina – sondern auch die Loyalität, die Bodenständigkeit und den unermüdlichen Einsatz. Nur der Arbeit dieser drei Frauen ist zu verdanken, dass die Familie in der Lage war, ihre Unternehmen auf- und auszubauen.
In der nachfolgenden Generation errichtet Kastulus Bader 1962 eine neue Ziegelei und stellt damit die Weichen für die beeindruckende Erfolgsgeschichte der Leipfinger-Bader Ziegelwerke. Er heiratet 1969 Elfriede Nusser aus Straubing und hat mit ihr zusammen die Kinder Monika, Thomas, Gregor und Hubertus Bader. Kastulus Bader ist Gründer der Marke Unipor, wird Präsident des Bayerischen und Vizepräsident des Deutschen Ziegelverbandes. Seine Leidenschaften sind die Kunst und die Jagd. Nach einer Realteilung 2001 übernimmt sein Bruder Wolfgang den landwirtschaftlichen Gutsbetrieb. 2010 gründet er zusammen mit seiner Frau Elfriede die Kastulus-Bader-Stiftung.
Seit 2007 verantwortet Thomas Bader, der älteste Sohn, die Gesamtleitung der Ziegelwerke. Gemeinsam mit seiner Frau Caterina und ihren vier Söhnen knüpfen sie an die Traditionslinien der Familien Buchner – Leipfinger – Bader an.